T&M GmbH / Deutsches Technikmuseum: Vor dem Durchbruch – TV-L in vollem Umfang

Nach über 10 Jahren Arbeitskampf hat es nun endlich geklappt, wenn das Abgeordnetenhaus im Haushaltsentwurf keine tiefen Einschnitte vollzieht, bekommen die MitarbeiterInnen ab 01.01.2018 in vollem Umfang den TV-L, genauso wie auch alle MitarbeiterInnen des Mutterunternehmens „Stiftung Deutsches Technikmuseum“. Vor ca. 10 Jahren sah das noch gänzlich anders aus: Die KollegInnen der Besucherbetreuung verdienten 6 Euro, die Sicherheitsmitarbeiter gar noch darunter. Zudem war ein großer Teil der KollegInnen befristet angestellt (sachgrundlose Befristung). Sie arbeiteten als Minijobber – andere Modelle wurden nur als Ausnahme angeboten. So arbeitete man im selben Haus wie die KollegInnen in der Muttergesellschaft für deutlich schlechtere Arbeitsbedingungen (für weit über 50% weniger Kosten).

Das Argument für diese Konstruktion war die gleiche, wie für andere Bereiche auch: nur mittels einer solchen Kosteneinsparung und Flexibilität sei es überhaupt möglich, die Besucherbetreuung und Sicherheit selber zu organisieren. Ansonsten müssen die Dienstleistungen ausgeschrieben werden und die Arbeitsbedingungen sind nochmals schlechter….

Die Botschaft war klar: Entweder wir akzeptieren die Arbeitsbedingungen oder wir bekommen in der Fremdfirma schlechtere – wir werden nämlich verkauft. So kam dann auch 2010 der Landesrechnungshof und mahnte die Wirtschaftlichkeit und Konkurrenzfähigkeit an! Wie wir erfuhren, gab es auch mehrere ernsthafte Überlegungen, die T&M zu verkaufen.

Trotz aller Drohungen und Unwegsamkeit gründeten wir einen Betriebsrat, eine Betriebsgruppe und eine Tarifkommission. Wir bauten einen hohen gewerkschaftlichen Organisationsgrad auf und vernetzten uns politisch und später über den Gewerkschaftlichen Aktionsausschuss (GA) auch gewerkschaftlich. Es wurden Rechte eingefordert, geklagt und gestreikt, aber auch mediatiert.  Neben div. Betriebsvereinbarungen, die den Arbeitsalltag erleichtern, erkämpften wir eine Entfristungsquote und einen Haustarifvertrag. Unser Ziel war und ist jedoch „ein Unternehmen – ein Tarifvertrag“, letztlich die Reintegration in das Mutterunternehmen.

Letztes Jahr waren wir unserem Ziel ein Schritt näher. Wir forderten die Angleichung an den TV-L und führten dafür auch erfolgreich Streiks durch. Um sich einer dauerhaften Verpflichtung entziehen zu können, wurde uns statt einer dauerhaften Angleichung das Angebot einer Einmalzahlung von 10.000 Euro pro Vollzeitstelle gemacht, für einen zweijährigen Tarifvertrag. Nach kontroverser Diskussion wurde das Angebot angenommen. Auf zwei Jahre gerechnet bedeutet dies eine deutliche Annäherung an das Lohnniveau des TV-L. Jedoch gaben wir nicht auf und nahmen noch sehr erfolgreich bei den Streiks zu den bundesweiten Tarifverhandlungen zum TV-L teil, bei denen wir aufgrund der teilweisen Koppelung unseres Haustarifvertrags an den TV-L, zumindest was die Lohnsteigerung betrifft, teilnehmen durften.

Dieses Jahr erfolgte nun der Durchbruch. Im späten Frühjahr erhielten wir die ersten Meldungen, dass „der Koalitionsvertrag umgesetzt werden soll“ und eine Lohnangleichung zur Muttergesellschaft absehbar erfolgen soll und damit letztlich die Einführung einer Bezahlung nach TV-L. Wir kündigten daraufhin frühzeitig unseren Haustarifvertrag zum nächstmöglichen Termin (den 31.12.2017), um unseren Wunsch nach Übernahme des TV-L Nachdruck zu verleihen.

Im Juni wurde es dann konkret: wir sprachen über die die komplette Übernahme des TV-L ab 1. Januar 2018 und rückwirkend für das Jahr 2017 über eine Lohnerhöhung, welche schon einmal den Weg zum TV-L ebnen soll. Beim zweiten Treffen im August hat man sich noch einmal auf dieses Vorgehen verabredet. Es fehlt noch die endgültige Zustimmung des Abgeordnetenhauses zum Haushalt, aber senatsintern ist alles abgesprochen.

Für uns ein ganz großer Erfolg, nach so vielen Jahren der Arbeitskämpfe. Es fehlt zwar noch die endgültige Rückführung in die Mutter, aber die bisherigen Erfolge zeigen uns, dass sich die Anstrengung lohnt! Ohne den GA und unsere politischen Kampagnen in Richtung der Fraktionen im Abgeordnetenhaus wäre der letzte Schritt sicher nicht denkbar!

Ein Bericht der aktiven ver.di-KollegInnen bei der T&M GmbH